14.Juni 13

Liebe Louise,

Spitzmäuse im Keller??Ja, du hast richtig gelesen. Und hier ist die Geschichte, die wahre Geschichte von Anfang an.

Also: Eines Tages meinte Georg: „Weißt du auch, warum keine Spinnen mehr im Keller sind?“

„Wie soll ich das wissen? Ich find’s nur gut.“ „Ganz einfach, wir haben Spitzmäuse!“

Spitzmäuse sind nützliche Tiere; die fressen Ungeziefer. Das Internet bestätigt es: Spitzmäuse fressen Ungeziefer. Und für Katzen sind Spitzmäuse uninteressant. Richtig- wir hatten mal Spitzmäuse im Wintergarten. Die bauten ein Nest im alten Sofa- ungestört von Kater Mohrli . Als das Sofa entsorgt wurde, waren auch die kleinen und großen Spitzmäuse weg.    

Aber nun waren welche im Keller. Wie gesagt

 Wenn ich runter ging, um zu bügeln oder um die Wäsche aus der Waschmaschine zu nehmen, dann piepste es. Zu sehen war nichts. Ich machte keine Schränke auf, schaute nicht in Ecken und Winkel. Die Vorstellung, dass mir da sofort ein Tierchen entgegen hüpfen würde, war nicht so prickelnd. 

Bei meinen Zuhörern fand ich volles Mitgefühl. Du musst den Kammerjäger holen. Oder Fallen aufstellen. Lebendfallen am besten. Die Tiere sind ja nützlich. Im Internet bekam ich den Rat, eine andere Katze anzuschaffen…

Ich kaufte ein Hochfrequenzgerät. Das erzeugt einen hohen Ton, den die Tiere nicht mögen. Es wird ihnen ungemütlich, und sie laufen weg. So hieß es. Ich war ja schon skeptisch. Zu unwahrscheinlich das ganze.

Gestern nun brachte Udo eine Lebendfalle. Und er wollte diese auch gleich unten selbst aufstellen.

Als er die Treppe wieder hoch kam, hatte er in der einen Hand die Lebendfalle, in der anderen einen runden Gegenstand: den Rauchmelder. „Die Batterien sind fast leer. So entstehen hohe Töne: Piepstöne nämlich.“

Also: Der Rauchmelder war’s und nicht die Spitzmaus.    

Die Lebendfalle nahm Udo wieder mit.

Mohrli kann bleiben.

Grüß dich und noch einen schönen Sonntag wünscht

Deine Marlies

 

 

13.5.13

Liebe Louise

Erasmus von Rotterdam ist mir heute begegnet – mit dem Ausspruch: ‚Die höchste  Form des Glückes ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.‘

Na ja, ist es nicht ‚verrückt‘ in einem Alter von über siebzig noch einen Garten gestalten zu wollen, dessen ‚ Auswirkungen‘ erst in ein paar Jahren so richtig zur Geltung kommen. Du wirst nicht hier wohnen können. Wer weiß wer?? Und ob dieser ‚Wer‘ dafür Sinn haben wird, ist die große Frage.

Ob er dir gefällt – ich weiß nicht. Er ist so ein Mittelding aus Natur und Kultur. Du bist ja sehr ordentlich – unsere Mutter hätte ihre helle Freude an dir-. Ich bin kein Perfektionist( was ich übrigens ganz gut an mir finde!!!) So kann man machen was man will: Irgendwelche Kräutlein(ich meine Unkräutlein) kommen im Garten doch hervor. Die würden dich stören.

Überhaupt: Wann warst du mal hier????

Zur Finissage in Polch wolltest du auch kommen. Aber da musstest du … ich weiß nicht mehr, was du musstest.

Übrigens habe ich einige Briefe an dich über das Altwerden vorgelesen. Du wirst hoffentlich keine Beschwerde bei VG Wort einlegen!

Das wichtigste war natürlich die Ausstellung:  Georg- Bilder zusammen mit Bildern von Horst Janssen. Und nicht die Briefe deiner Schwester… Janssen ist ja so alt wie Georg, hat aber schon seit einigen Jahren das Zeitliche gesegnet. Na ja, Herr G. hat darauf hingewiesen, dass Georg nicht trinkt, nicht raucht und sich mit einer Frau begnügt(nein, das hat er nicht gesagt), aber dass er doch ein – sagen wir mal- ‚normales‘ Leben geführt hat. Das hat er gesagt. Wer weiß, hat das zu einem Mehr an Jahren und einem Mehr an Arbeitskraft beigetragen.

‚Verrückt‘ im Sinn von Erasmus ist Janssen vielleicht gewesen, und er hat ganz bestimmt diese höchste Form des Glücks genossen. Aber er hat mit dieser Verrücktheit verdient, Geld eingenommen, tja, und dann kann man so verrückt sein wie man will, man  ist dann schon nicht mehr so ganz  verrückt in den Augen unserer Zeitgenossen.

Wenn man aber nun mit Kunst kein Geld verdient und trotzdem weiter arbeitet, was soll man dann als Zeitgenosse dazu sagen? Allzu groß ist beispielsweise die Achtung unserer dienstbaren Geister vor den Bildern, die überall herumstehen und die heilige Ordnung stören, nicht.

Ach weißt du, liebe Louise, diese Zeitgenossen! Wissen die, wie viele Zufälle dazu beitragen, dass man sich als Künstler im Weltgetriebe etabliert?

Also: Eigentlich wollte ich mich ja überhaupt nicht beklagen, sondern dir erzählen, dass wir eine gute Finissage hatten. Dass wir dies Frau A. und Herrn G. zu verdanken haben. Sowieso : Dass wir Herrn G. und Frau A. kennen gelernt haben, war zwar ein Zufall, aber ein freundlicher… Und wenn Georg jetzt nicht ganz oben bei den etablierten, gut verdienenden Künstlern anzutreffen ist, dann ist das halt so. Die menschliche Dimension ist sowieso die wichtigste…

So, nun wünschen wir mal, dass Petrus langsam merkt, welche Jahreszeit wir gerade haben und nicht laufend Frühling und Herbst verwechselt. Wahrscheinlich wird er auch alt…

Liebe Abendgrüße! Immer von deiner Marlies

 

 


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